Was Deutsche erfolgreich macht(e). Teil 2: Die Höflichkeit

Was Deutsche erfolgreich macht(e). Teil 2: Die Höflichkeit

„Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige“ pflegte meine Großmutter gelegentlich zu sagen, Gott hab sie selig, womit sie die Tugend der Pünktlichkeit ansprach, mehr als die der Höflichkeit. Ich hatte mir nie Gedanken über diesen Satz gemacht, bis zu dem Zeitpunkt als ich mir die ersten Überlegungen zu diesem Beitrag machte.

Zwei Sachen gefallen mir an ihm:

  • Er spricht mit Pünktlichkeit und Höflichkeit zwei der klassischen Deutschen Tugenden an.
  • Er stellt geschmeidig die historische Verbindung von Höflichkeit und Königen her, denn im Wort Höflichkeit steckt bereits das Wort „höfisch“, das die Lebensart am Hofe eines Königshauses repräsentiert.

Nicht umsonst attestiert dir das alte, mittelhochdeutsche Wort „hovelich“ (1050-1350, Hochmittelalter), dass du über einen guten Umgangston verfügst, dass zuvorkommend bist und dass du dich „dem feinen Hofe“ entsprechend zu benehmen weißt. Alles bestens also, wenn du das mal von jemandem hörst.

Das würde mich aber nicht allzu sehr wundern, denn speziell die Deutschen gelten weithin als ausgesprochen höflich. Den Grund dafür findest du an den einstigen preußischen Adelssitzen und an den prächtigen Höfen ihrer preußischen Könige. Die ehemalige Großmacht, zugehörig zum Territorium des Deutschen Reichs (ab 1871), war bekannt für seine stark von der Epoche der Aufklärung (18.Jahrhundert) beeinflussten Tugenden. Zu ihnen zählen beispielsweise Fleiß, Ordnungssinn, Sauberkeit und das allzeit bewährte Pflichtbewusstsein.

Die gelten in einschlägigen Kreisen gerne als spießig, altmodisch und – igitt: „urdeutsch“, aber:

Ohne wertvolle sittliche Grundregeln werden die Bürger eines Landes nie einen sonderlich hohen kulturellen Status erreichen können.

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Des Deutschen heitere Frohnatur

Deutsche Höflichkeit gilt als direkt und schnörkellos. Ein fester Händedruck signalisiert Verlässlichkeit und ist typisch für den anpackenden Deutschen, der immer etwas hemdsärmlig und formlos daherkommt. Zusammen mit seinem offenen Blick aus den häufig strahlend blauen Augen, ist das ein untrügliches Zeichen von Ehrlichkeit deines teutonischen Gegenübers.

Abrunden tut der positive Gesamteindruck die freundlich nach oben gerichteten Mundwinkel. Die sind ein klares Indiz: Hier hast du es mit einer wahren Frohnatur zu tun. Mit Kritik spart der oder die Deutsche nicht, salopp und gerade heraus, so lautet die Devise.

Insgesamt bildet das einen weltweit geschätzten Verhaltenscodex, der für Bodenständigkeit, Humor aber auch für vertrauensbildende Ernsthaftigkeit steht.

Der Knigge hilft

Geht es um Deutsche Höflichkeit kommst du am Buch „Über den Umgang mit Menschen“ nicht vorbei. Geschrieben hat es ein Mann, der soziologische und sozialpsychologische Themen behandelte als es diesen Wissenschaftszweig noch gar nicht gab. Der gebürtige Hannoveraner Adolph Knigge (1752-1796) beantwortet in seiner lebensklugen Niederschrift Fragen zur zwischenmenschlichen Kommunikation, das klingt trocken, ist es aber ganz und gar nicht.

Lass mich seinen Stoff mal so beschreiben: Wie verhältst du dich authentisch, ungezwungen und locker, unter Berücksichtigung und Respektierung der Wesensart anderer Menschen? Um fragwürdige „Political Correctness“ geht es ihm dabei nicht, auch um Höflichkeit nur vordergründig. Es ist vielmehr ein zur Schrift gewordenes Ringen um Anstand und Moral, ein steter Balanceakt zwischen Haltung und Gefälligkeit, wenn du so magst.

Das Buch war damals schon, als es herauskam, zu Zeiten der Aufklärung, unter dem selbstbewussten Bürgertum, ein echter Bestseller. Bis heute wird der Knigge, wie das Buch gemeinhin genannt wird, immer wieder neu aufgelegt, umgeschrieben, ergänzt, aber leider auch viel zu viel hinzugedichtet. Es gibt den Karriere-Knigge, den Business-Knigge, den Dating-Knigge – rund um Knigge ist ein riesengroßes Business entstanden.

Es gibt jedoch nur einen Original-Knigge – Achtung: Zu lesen ist der nicht einfach, denn er ist in altdeutscher Sprache verfasst!


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Warum du höflich sein solltest

Höflichkeit brauchst du nicht, weil doch Frechheit siegt? Das ist eine garstige Behauptung die sich nur in einer saturierten Zeit aufstellen lässt. Höflichkeit ist ein Türöffner – dein Türöffner. Er beweißt: Du hast soziale Kompetenz. Und die hat nichts mit Schmeicheleien oder Gefälligkeiten zu tun und dabei verbiegen musst du dich auch nicht.

Nicht mit blamablen Attitüden, sondern mit Manieren wirst du in der Liebe, im Beruf, im Privaten -, ja, eigentlich in allen Bereichen deines Lebens Erfolg haben. Wenn du anderen beweißt, dass du die Regeln der guten Sitte beherrschst, dann heißt das, dass du Kontakt aufnehmen kannst, dich dabei angemessen artikulierst und ordentlich benimmst, und jeder merkt, dass du sie hast: Die passenden Schlüsselqualifikationen – die so genannten „Soft Skills“ –, die immer wichtig sind.

In sich verändernden Zeiten hat ja alles neue Namen: Heute brauchst du dich nicht mehr mit „Höflichkeit“ am höfischen Leben zu bemühen (sofern du Ambitionen dazu hast), sondern die Höfe der modernen Zeit sind Unternehmen, die dir mit deinen „Soft Skills“ Beitritt gewähren. Geändert hat sich von der Sache her wenig. Eine Zugangbeschränkung mangels passendem Verhalten ist möglich!

An Stelle von Grobschlächtigkeit und Rohheit tritt Rücksicht, Weitsicht und Wertschätzung. Ich sage dazu: Intelligenz und Kultur. Die grenzüberschreitenden Tabubrüche sind, wenn überhaupt, das Privileg der Jugend – und die ist halt irgendwann vorbei, dann heißt es Verantwortung übernehmen. Das Verhalten, das du gegenüber anderen an den Tag legst, wird auf dich zurückfallen.

Bewährte Deutsche Tugenden segeln unter neuen Namen

Eigentlich alles selbstverständlich, aber nur zu früheren Zeiten, damals, als in Deutschland die Erziehung noch an tugendhaften Maßstäben ausgerichtet war. In der Schule und in der Familie wurde wesentlich stärker darauf geachtet, dass du alle Tugenden (Soft Skills) beigebracht bekommst, die du in einer kultivierten Gesellschaft brauchst.

Diese Tugenden sind keineswegs angestaubt oder überholt, ganz im Gegenteil, zum Teil haben sie bloß neue Namen bekommen. Da wird aus der guten alten Ausdauer die „Zielorientierung“, aus Gastfreundschaft die wohlklingende „Interkulturelle Kompetenz“ und aus der wundervollen Hingabe die mechanische „Einsatzbereitschaft“.

Nichts Neues unter der Sonne. Das was Deutsche und das Land erfolgreich machte sind immer noch die selben Zutaten wie vor mehr als 150 Jahren. Es ist die Universalität eben dieser Zutaten, respektive Tugenden, die dein Kompass für ein erfolgreiches, ja, ein erfülltes Leben ist.

Lies, wie das „H“ ins „eil“ kam


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