Waldfee und Scholli: Die heitere Vielschichtigkeit deutscher Idiome

Die heitere Vielschichtigkeit deutscher Idiome

Du meinst du weißt nicht was Idiome sind? Und ich sage dir: Das weißt Du ganz genau und benutzt sie ganz schön oft. Idiom – Ein Wort aus dem Griechischen. Es bedeutet so viel wie: Eine auf Sprache bezogene Besonderheit oder Eigenart.

Deutsche Idiome sind eigentümliche Sprechweisen, die begrenzt sind auf dieses Land. Du wirst sie nirgendwo sonst auf der Welt hören. Wenn du versuchst sie in anderen Ländern anzuwenden, wird man dich entweder auslachen, mit tiefem Unverständnis anstarren, oder das Gespräch beenden. Oder alles davon. Und das macht sie schon wieder so richtig schön wertvoll.

Wer verdammt ist Scholli?

Meine Großmutter pflegte, nachdem sie Ihrem Ärger Luft gemacht hatte, besonders gerne ein Idiom zu benutzen. Es lautet: „Mein lieber Scholli!“. Mein Bruder und ich wussten: Ihr Puls ist mit irgendeinem Schabernack von uns in die Höhe getrieben worden. Betretenes Schweigen war dann meist die beste Antwort darauf.

Scholli!? – Nein, gefragt haben wir uns nie, wer dieser Scholli ist. Wir haben den Ausruf immer als das wahrgenommen was er ist: Eine Redewendung – ein Idiom.

Entweder leitet sich Scholli vom französischen Adjektiv „joli“ ab, das steht für „schön“ oder „hübsch“ oder bezieht sich auf Ferdinand Joly (1765–1823), einem österreichischen Vagabunden oder Julius August Isaak Jolly (1823–1891), dem Präsident des badischen Innenministeriums.

Wer sie benutzt kann irritieren

Mitunter geraten Idiome in Vergessenheit. Ein solcher Kandidat ist das heitere: „Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt!“. Wann und wo hörst du das heutzutage noch?

Ich benutzte diesen fröhlichen Ausspruch erst kürzlich und erntete leicht irritierte – aber freundliche Blicke. Wo und wie er entstand ist nicht eindeutig belegt. Gut möglich, dass er sich aus einer im Jahr 1515 veröffentlichten Schwanksammlung über Till Eulenspiegel ableitet. Nichts Genaues weiß man nicht …


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Idiome – Sei willkommen im Club

Der Zweck von Idiomen ist vielschichtig. Ein besonders verbindendes Element ist ihre Exklusivität. Menschen mit der selben Kultur oder Menschen innerhalb einer sozialen Gruppe sind Eingeweihte, Clubmitglieder oder wie auch immer du sie nennen magst. Sie haben ein gemeinsames Wissen – in diesem Fall die deutsche Sprache – das es ihnen erlaubt ihre sehr eigenen spezifischen Idiome zu dechiffrieren.

Die deutsche Sprache verfügt über einen erstaunlichen Umfang an Redewendungen. Rund 15.000 lassen sich zusammenbringen und wenn du mal darauf achtest, wirst du merken, wie viele du von ihnen täglich verwendest.

Im richtigen Moment eingesetzt bringst du mit Idiomen auch eine Sache direkt und ohne Umschweife auf den Punkt. Einfach, schnell, schnörkellos. Aus dem Bauch, in das Ohr deiner Gesprächspartner. „Wat mutt, dat mutt“ – klare Ansage! Und schon schreitest du zur Tat.

Häufig werden Idiome genutzt, um einer Sache Nachdruck zu verleihen. Wenn du irgendwo fremd bist und du weißt nicht genau wo, bist du „Am Arsch der Welt“. Wenn du eine Sache angehst, auch auf die Gefahr hin zu scheitern, dann tust du das „Bis zum bitteren Ende“. Und vielleicht, wenn du doch gescheitert bist ist: „Ende Gelände!“.

»Meine absolute TOP-4 der Deutschen Redewendungen«

  • „Husch, husch, die Waldfee!“
  • „Dann ist aber Polen offen!“
  • „Da kannst du Gift drauf nehmen!“
  • „Ich versteh nur Bahnhof!“

Wie ist das denn nun mit der Waldfee?

Die Waldfee ist die charmante Hauptfigur eines wenig verbreiteten Idioms. „Husch, husch, die Waldfee“ lautet es. Bekannter ist die abgeleitete Form: „Holla die Waldfee“. Manche meinen Holla würde sich auf Frau Holle beziehen, andere meinen es würde von Holunder kommen.

Gesichert ist, dass Oskar von Redwitz in seinem 1859 fertiggestellten Theaterstück „Philippine Welser: historisches Schauspiel in fünf Acten“ diese Sprachschöpfung verwendete. Sie ist als eine Aufforderung zur Eile zu verstehen.

Ohne Idiome sprechen ist Langeweile pur

Idiome – Ohne sie zu reden wäre langweilig, wenig facettenreich, ja sogar anstregend. Ein ganzes Repertoire an Sprachkonstrukten und deutscher Mundart in ihrer Eigenheit würde fehlen.

Sie bilden grundlegende menschliche Emotion ab und wenn du genau hinhörst, wirst du in ihnen sogar einiges über die außergewöhnlich lebhafte Vergangenheit Deutschlands erfahren.

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