Essen wie die Deutschen
Eine Welt ohne Deutsche Mahlzeiten ist hoffnungslos und durchweg ohne Trost. Du müsstest nicht nur auf die Speisenkultur keltisch-germanischer Ursprungs verzichten, du müsstest auch noch damit zurechtkommen, über keine tausend Jahre alte, gewachsene regionale Kochstile und lukullische deutsche Spezialitäten zu verfügen. Welch ein Grauen! Derartige Gedanken lassen nicht nur jene erschaudern, die im Geschmack eines Zigeunerschnitzels, eines Winzersteaks oder eines Sauerbratens ihre Höhepunkte wähnen, sondern auch jene, deren Ablehnung sich aus all dem typisch Deutschen nährt. Eine beliebte Angriffsfläche wäre schlicht nicht mehr existent.
„Cibi simplices… sine adparatu, sine blandimentis expellunt fanem“, übersetzt heißt das so viel wie: Ihre Nahrung ist schlicht, ohne Aufwand, ohne Raffinesse vertreiben sie den Hunger. Zugegeben, das klingt jetzt erstmal nicht so vielversprechend. Die Beschreibung aus der Feder von Tacitus, dem bekannten römischen Historiker und Geschichtsschreiber, über die Kost der Germanen, lässt erstmal nichts Gutes erahnen.
Auch in späteren Zeiten wird es nur unwesentlich besser: Die Küche der frühen mittelalterlichen „Karolinger Zeit“ (750-911) bestand, besonders für die ärmeren Gesellschaftsschichten, meist aus nicht mehr als Grütze, Getreidebrei und wässrigem Haferflatschen. Kaum verändern tut sie sich unter Heinrich I. und den „Ottonen“ (919-1024).
Dann kam das 17. Jahrhundert und mit ihm langsam aber sicher die stolze Kartoffel, die eins der zahlreichen Xenonyme (Namensgeber) ist, die für die Deutschen gefunden wurde.
Deutsches Essen lässt Sorgen vergessen – Lifestyle & Rezeptvorschläge:
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Aber wir wären ja nicht die Deutschen, wenn wir solch kleine Neckereien nicht mit Leichtigkeit und einem ordentlich blasierten Lächeln wegstecken könnten. Zumal die Deutsche Kultur ja nun wirklich über schöne, althochdeutsche Namen verfügt. Der Deutschen Küche haben übrigens starke Frauen ihren Stempel aufgedrückt: Hildegard von Bingen (1098-1179), Katharina von Bora (1499-1552), Anna Wecker (vor 1572-1596) oder Henriette Davidis.
Sie alle waren wirkmächtige Frauen, die zum Teil schon vor 800 Jahren wussten, dass Essen „gesunde Ernährung“ bedeutet. Wenn Hildegard (von Bingen) die alte Klosterküche propagierte, dann kannst du auch heute noch sicher sein, dass die dafür sorgt, dass du mit diesem Essen optimale Gesundheit, eine hohe Leistungsfähigkeit und gesteigerte Vitalität erreichst – und schmecken tut die auch noch!
Vor allem Dinkel, Fenchel und Gewürze, waren die Leidenschaft ihrer Küche und daraus lässt sich schon einiges zaubern.
Katharina von Bora, die starke Frau an der Seite von Martin Luther (1483-1546), war schon zu Lebzeiten für ihre Kochkünste bekannt. Natürlich wurde zu jener viel Fleisch gereicht, denn die Luthers verfügten immerhin über den größten Viehbestand von ganz Wittenberg und so kam halt immer noch ein leckerer Braten mehr auf die ohnehin schon üppige Festtafel.
Dazu gab es deftigen Erbsbrei, selbstgebackenes Bauernbrot und als bekömmliche Dreingabe Möhren und Sellerie, Weißkohl, Pastinaken und Petersilienwurzel, alles, was die gute Deutsche Erde halt so hergibt – selbst angebaut, versteht sich. Als Nachtisch ließen sich die Gäste oft Apfelteigtaschen mit Bienenhonig schmecken.