Es gibt Dinge, auf die sollte man schon allein aus Gründen der Höflichkeit verzichten. Dazu zählen ganz sicher Beleidigungen und andere Gemeinheiten. Aber manchmal kommt man in Situationen, da gibt ein Wort das andere und ehe man sich versieht, ist man in einem handfesten Streit.
Man redet sich in Rage und verteilt so manche böse Beleidigung. Das ist menschlich und keine Grund zu verzweifeln, denn nur Moralisten sehen in allem was ablehnend ist Hass und gleichzeitig die Ermächtigung zensierend regulierend auf das Verhalten einwirken zu müssen.
Keine Nestbeschmutzung durch Mitglieder eines Volkes
Es ist nachzuvollziehen, dass Mitglieder eines Volkes sich ausschließlich positiv bezeichnen. Alles andere wäre Nestbeschmutzung. Kein Türke würde sich beispielsweise jemals selbst als „Kümmeltürke“ bezeichnen. Das machen nur Außenstehende. Diese Art von Fremdbezeichnungen heißen „Ethnophaulismen“.
So richtig gefeit vor Xenonymen und Ethnophaulismen waren Ethnien nie in der langen Geschichte der Menschheit. Es gibt sie schon seit die ersten Menschen sich zu Volksstämmen zusammenschlossen und sich über ihre Volkszugehörigkeit identifizieren.
Meine vier Ethnonyme für Deutsche
Ich hab mal nachgeschaut wie sich das für die Deutschen so verhält: Wie viele Bezeichnungen (Enthonyme) für Deutsche fallen dir ganz spontan ein? Drei, sechs – gar acht oder sogar noch mehr?
Bei mehr als fünf sag ich mal: Herzlichen Glückwunsch! Denn auf die Schnelle ist das gar nicht so einfach. Ich habe, als ich diesen Artikel angefangen habe zu schreiben, gerade mal vier von diesen Ethnonymen zusammenbekommen. Und hier sind sie:
1. Die Deutschen als die „Kartoffeln“:
Einen Deutschen „Kartoffel“ zu nennen ist in etwa so, als wenn du zu einem Italiener „Spagetti“ sagst. Laut gängigem Klischee soll der nämlich den ganzen Tag nichts anderes essen als die beliebten Nudeln.
Und da Kartoffeln speziell mit Deutschland in Verbindung gebracht werden, essen wir angeblich fast nichts anderes als viele, viele Kartoffeln.
Lerne den unglaublichen Facettenreichtum der Deutschen kennen:
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2. Die Deutschen als die „Teutonen“:
Das germanische Volk der Teutonen mit Deutschen in Verbindung zu bringen ist tatsächlich nicht abwegig. Die Teutonen siedelten 120 v Chr. zwischen Schleswig-Holstein und Jütland und waren ein germanisches Volk.
Nach zahlreichen Schlachten, die sie unter anderem gegen die Römer austrugen, sprachen die Römer anschließend über alles was kriegerisch-germanisch war vom „Furor teutonicus“, von der „Teutonischen Raserei“ und schrieben diese Eigenschaft kurzerhand allen germanischen Stämmen zu.
3. Die Deutschen als die „Krauts“:
Auch bei der Bezeichnung „Krauts“ geht es um Essen. Um Sauerkraut natürlich. Jules Verne, der französische Schriftsteller, beschreibt in einem seiner Romane von 1879 einen Deutschen mit Vorliebe für Sauerkraut.
Doch der Ursprung dieses Schmähworts ist noch weiter in der Vergangenheit zu finden: Einer der bedeutendsten deutschen Dichter und Schriftsteller spöttelt in seinem Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen aus dem Jahr 1844 über Sauerkraut in der Deutschen Küche.
Heinrich Heine machte damit die Deutschen zwar nicht zu Krauts, er war aber zumindest einer der Stichwortgeber. So richtig zu Krauts wurden die Deutschen dann erst durch die Wortschöpfung der Amis, die sie uns im 2. Weltkrieg gaben.
4. Die Deutschen als die „Hunnen“:
Ursprünglich aus dem englischen Sprachraum kommt der Begriff „Hunne“. Am Beginn dieses Ethnonyms stand die „Hunnenrede“ vom letzten Deutschen Kaiser und König von Preußen: Wilhelm II. Die hat er am 27. Juli 1900 in Bremerhaven gehalten, anlässlich einer China-Expedition zur Niederschlagung eines Aufstandes im damaligen Kaiserreich China.
In dieser martialischen Rede schüchtert Wilhelm II. die Aufständischen ein und ruft zum Rachefeldzug gegen sie auf. Hauptsächlich im 1. Weltkrieg wurde diese Schmähung von den Engländern gegen die Deutschen verwendet.
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Tiefsinnigkeit ist die Stärke von Ethnophaulismen nicht. Ihr Charme ist der eines Vorschlaghammers mit dem Ziel der maximale Schmähung und aufstachelnden Kränkung.
Ernst nehmen muss man sie nicht. Jeder der eine gesunde Portion Selbstbewusstsein in seinem Gepäck hat weiß sie richtig einzuordnen.
15 weitere verrückte Ethnophaulismen über die Deutschen
- … Preißn („Preußen“)
- … Nordlichter
- … Gelbfüßler
- … Piefke
- … Marmeladinger
- … Gummihals
- … Mof
- … Boche
- … Crucco
- … Szwab
- … Fritz
- … Jerry
- … Skopčák/Skoptschak
- … Švabo
Der lebendige Begriff „Deutsch“ findet seine Wurzeln im Gotischen
Die Abgrenzung zu anderen Völkern vollzog sich im Germanischen hauptsächlich über eine gemeinsame Sprache. Besonders die sprachliche Andersartigkeit zum Latein führte zum Begriff der „theudischen“ Sprache.
Einen ersten schriftlichen Beleg für „Volk“ findest du in einer gotischen Bibelübersetzung aus dem 4. Jahrhundert.
Er lautet: þiudisko.
Angesprochen waren mit diesem einen gotischen Wort alle nichtjüdischen Völker, die noch nicht zum Christentum bekehrt wurden. Die Stammesgenossen, an die diese Übersetzung gerichtet war, konnten diese Bezeichnung (dieses Ethnonym) auf sich beziehen – und es auch verstehen, da sie: Zum Volk zugehörig waren, nicht jedoch jüdisch und nicht christianisiert.
Dieses Wort ist ein Gegenbegriff zum jüdischen ἐθνικός, was so viel bedeutet wie „zum Heiden-Volk gehörig“.
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